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Läuft dein Leben im Kreis?

Nicht DAS schon wieder! Im Ernst? Manchmal kommen wir im Leben scheinbar immer wieder an die gleichen (unangenehmen) Punkte und Themen. Kennst du das? Der ewig gleiche Streitpunkt mit dem Partner, oder dass die Kinder sich einfach nie „schon mal anziehen“, nur weil man sie gefühlt 83 Mal darum bittet.

Ich liebe Metaphern, weil sie ein Bild für Situationen finden und helfen können, die Perspektive zu wechseln.

Eine meiner Lieblingsmetaphern trifft genau diesen Punkt. Ich erwische mich manchmal bei dem Gedanken: „Habe ich eigentlich nichts dazu gelernt? Ich dachte, ich könnte inzwischen besser damit umgehen?“


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Drehe ich mich ohne Fortschritt im Kreis?

Ich bin nervös. Momentan gibt es viel Veränderung in meinem Umfeld. Das macht mich unruhig. Zum Beispiel werden bald neue Nachbarn in unser sehr hellhöriges Mehrfamilienhaus einziehen. Ich kenne sie nicht und habe auch kein Mitspracherecht. Außerdem plane ich ein Gruppenprogramm für meine Coaching-Klienten. Mein Herz schlägt total dafür. Aber wird es auch angenommen? Wird die Gruppe harmonieren?
Nicht zu wissen, was genau passieren wird und es nicht wirklich kontrollieren zu können ist ein Punkt, an den ich mich regelmäßig unwohl fühle. Der mich stresst. Obwohl ich Gelassenheit coache.

Manchmal bin ich frustriert über meine Stressreaktion: Ich arbeite jetzt seit so vielen Jahren an mir, es kann doch nicht sein, dass ich immer wieder am gleichen Punkt aus dem Takt komme?

Von da ist es nicht weit zu Schamgefühlen oder Selbstkritik.

Sich selbst anzufeinden ist nicht besonders hilfreich, um gelassen und offen zu bleiben. Immerhin, das weiß ich! Und wenn ich es mir recht überlege, ist die Situation eigentlich ziemlich anders als beim letzten Hausbewohner-Wechsel. Meine Erfahrungen sind anders, meine Erwartungen sind ganz anders. Mein Wissen, was mir gut tut, ist gewachsen. Und da wir keinen Lockdown mehr haben, kann ich es auch besser umsetzen.

Moment, es ist gar kein Kreis!

Die Vorstellung, im Kreis zu laufen, löst bei mir Frust und Hoffnungslosigkeit aus. Und bei dir?

Es ist auch unfair, denn diese Vereinfachung ignoriert sämtliche Unterschiede und Fortschritte, die wir in der Zwischenzeit gemacht haben.

Frau geht mit Kinderwagen im Kreis um ein rundes Beet in einem Park
Auch mit Kindern haben viele das Gefühl, sich immer wieder im gleichen Kreis zu drehen.

„Man kann nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen. Denn es ist nicht der gleiche Fluss, und du bist nicht der gleiche Mensch. Alles fließt und nichts bleibt.“ So in etwa soll der griechische Philosoph Heraklit seine Werke zusammengefasst haben.

Mir gefällt das Bild. Der Fluss fließt immer weiter. Das Wasser, das dich beim ersten Mal berührt hat, ist nun weiter geflossen. Beim zweiten Mal hast du es mit anderem Wasser zu tun. Es könnte wärmer oder kälter, schmutziger oder sauberer sein. Und auch du hast dich verändert: Du bist jetzt schon abgekühlt und das Wasser fühlt sich beim zweiten Mal nicht mehr so eisig an. Auch dein Gehirn weiß beim beim zweiten Mal bereits viel mehr über den Fluss als beim ersten Kontakt.

Es erfordert etwas Konzentration, um die subtilen Unterschiede wahrzunehmen.

Hast du eine Situation, bei der du das Gefühl hast, immer wieder an der gleichen Stelle zu stolpern?

Kannst du hier subtile Unterschiede oder Fortschritte wahrnehmen? Ist die Situation wirklich EXAKT gleich? Was ist anders? Inwiefern hast du selbst dich seit letztem Mal verändert?

Frau im Badeanzug geht langsam in einen Fluss, die Sonne scheint
Du kannst nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen – denn der Fluss ist nicht der selbe, und du bist es auch nicht. Überliefert von Heraklit.
Wer bekommt Lust, baden zu gehen?

Perspektivwechsel

Wie wäre es, wenn du deinen Weg nicht als Kreis betrachtest – sondern zum Beispiel als Wendeltreppe? Eine Spirale, bei der man zwar immer wieder an einen ähnlichen Punkt kommt, mit Blick auf das gleiche Szenario – aber man ist in Wahrheit auf dem Weg schon eine Runde weiter. Man weiß etwas mehr, hat etwas mehr Erfahrung, eine minimal veränderte Perspektive. Im besten Falle mehr Weitblick.

Was weißt du heute, was du beim letzten oder vorletzten Mal noch nicht wusstest? Was möchtest du diesmal anders machen? Tust du dir eventuell Unrecht, wenn du behauptest, du hast einfach nichts dazu gelernt?

Was könnte dir heute Mut machen, auf deinem Weg nicht enttäuscht stehen zu bleiben?

Oder ist es gerade eine Pause, die dir jetzt gut tut, um zu verschnaufen und wertzuschätzen, wie hoch du schon geklettert bist?

Eine große Wendeltreppe mit Ausblick auf Wald, auf der Menschen im Kreis auf- und abgehen
Vielleicht läufst du nicht im Kreis, sondern in einer Spirale – und gewinnst mit jeder Runde mehr Weitblick auf die Dinge, die dir immer wieder begegnen.

Wer weiß, vielleicht kommt nach der nächsten Runde ja schon der Punkt, an dem die Treppe zu Ende ist und dein Weg ganz anders weiter geht.

Der Gedanke motiviert mich, zurück zu schauen, was ich bisher erfolgreich geschafft habe. Dadurch kann ich mit mehr Vertrauen in mich und in das Leben weiter gehen. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass ich so eine Situation bewältige!

Aufwärstspiralen

Statt der Wendeltreppe kannst du dir auch eine Bergwanderung vorstellen. Vielleicht gehst du in einer Spirale oder im Zickzack den Berg hoch. Es ist anstrengend und manche Abschnitte sind heiß und steinig. Doch irgendwann ist die Spitze erreicht, du kannst den Ausblick genießen und dann mit neuer Kraft auf der anderen Seite den Abstieg meistern. Und dabei wieder neue Ausblicke entdecken.

Als ich diesen Artikel geschrieben habe, sind mir immer mehr Spiralen aufgefallen. Vor allem in der Natur. Ich mag die Vorstellung, dass ich mich auch im positiven Sinne um etwas drehen kann, und dadurch die Bindung dazu verstärke. Wie eine Weinranke, die sich um eine Stütze schlingt.

Was unterstützt mich? Worum möchte ich mich gerne drehen? Was gibt mir Halt? Eine positive innere Haltung, die mit gut tut. Menschen, die zu mir halten. Ein Moment der Stille, um wieder ganz bei mir anzukommen.

Ich komme immer wieder an den Punkt, an dem ich mit den Gedanken einfach nicht weiter komme. Dann tut es mir gut zu fragen: was möchte mein Körper jetzt? Ausruhen? Abkühlung? Stille? Bewegung? Musik? Oft hilft mir schon ein Spaziergang mit einer schönen Aussicht, um auf neue Ideen zu kommen. Was tut dir gut? Wonach sehnt sich dein Körper?


Was verändert sich, wenn du deinen Weg nicht als Kreis, sondern als Spirale betrachtest?
Teile es gerne in den Kommentaren!

Ausblicke

Wenn du das Bild von der Spirale noch mehr vertiefen möchtest, habe ich weitere Empfehlungen für dich:

  • Spiral Dynamics ist eine umfassende Theorie, die ich faszinierend finde. Sie beschreibt die soziale und psychische Entwicklung des Menschen mit dem Bild einer Spirale, die bestimmte Stufen durchläuft. Man kann sie sowohl auf die individuelle Entwicklung einer Person als auch auf die Entwicklung einer ganzen Gesellschaft anwenden.
  • Rob Bell hat der Idee der Spirale in seinem Podcast noch einen interessanten Zusatz gegeben: Wie wäre es, deinen Weg wie ein neues Level in einem Videospiel betrachtest? Und wie fühlt es sich an, dir vorzustellen, dass du dir selbst diesen Weg so gebaut hast, bevor du auf die Welt kamst, um in deinem Leben etwas bestimmtes zu lernen? (Ja, es klingt etwas esoterisch – aber diese Perspektive finde ich dennoch reizvoll)
  • Einer meiner Lieblingssänger, Jason Mraz, hat darüber in einem Interview nachgedacht. Die Idee der Spirale kommt erst ganz zum Schluss. Er ist selbst extrem empathisch und spricht darüber, wie er seine Kunst, sein offenes Herz und seine Kreativität im Alltag lebt. Und wie er es schafft, mit immer wieder ähnlichen Enttäuschungen oder Rückschlägen, umzugehen. Egal ob er das Gefühl hat, seine neue Idee für einen Song ist unterirdisch, oder dem Ende seiner Ehe. Die Interviewerin fand ich etwas anstrengend, aber ich mochte seine Antworten.

Wenn dir diese Metapher gut getan hat, schreib mir das doch gerne in die Kommentare. Ich plane eine Reihe von Blogbeiträgen, die uns mit inneren Bildern helfen können, unsere Perspektive zu verschieben.

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Es geht immer irgendwie weiter. Bis bald,

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