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Selbstvertrauen aufbauen: Die Murmelglas-Methode

Wenn wir an Selbstvertrauen denken, haben wir meist ein bestimmtes Bild vor Augen: Jemand, der souverän eine Präsentation hält, mutig Entscheidungen trifft und nicht von der Meinung anderer abhängig ist. Doch es gibt eine tiefere, oft übersehene Dimension von Selbstvertrauen – eine, die gerade für selbstständige und hochsensible Menschen entscheidend ist:

Das Vertrauen in deine eigenen inneren Signale. Die Fähigkeit, auf den Körper zu hören, bevor er schreien muss. Der leisen Stimme deiner Intuition zu folgen. Grenzen zu setzen, bevor die Reizüberflutung dich auslaugt.

In diesem Artikel zeige ich dir eine einfache, aber kraftvolle Metapher von Brené Brown, die dir hilft, genau dieses Selbstvertrauen Schritt für Schritt aufzubauen. Alltagstauglich und mit nachhaltiger Wirkung.

WER SCHREIBT HIER?

Maren Häde ist klinische Psychologin, selbst hochsensibel und spezialisiert auf Selbstzweifel-Coaching mit der Inneren Familie (IFS). Sie arbeitet vor allem mit Selbstständigen und Menschen, die ihre Beziehungen – zu anderen und sich selbst – vertiefen wollen.
In diesem Blog teilt sie faszinierende Einsichten in die innere Familie, das Nervensystem und praktische Tipps, um Selbstzweifel zu überwinden und Selbstvertrauen zu stärken.
Obwohl sie kleine Kinder hat und gefühlt nie Zeit, passen trotzdem immer irgendwie ein Podcast und eine Tasse Chai in den Tag.

Selbstvertrauen neu gedacht

Wann hast du das letzte Mal einen Impuls ignoriert – und es später bereut? 

Mir passiert es immer wieder, dass ich dieses leise Gefühl ‚Ich brauche jetzt eine Pause‘, übergehe, um „nur noch kurz etwas fertig zu machen“. Bis ich zwei Stunden später mit müden Augen den Laptop zu mache und feststelle, dass ich die Zeit (und meine Körpersignale) völlig vergessen habe.

Als einfühlsamer Mensch hast du wahrscheinlich ein feines Gespür dafür, ob dir eine Person oder eine Umgebung gut tut. Du nimmst Stimmungen wahr, bevor andere sie aussprechen. Du spürst, wenn etwas nicht stimmt. Signale von außen liest du mühelos.

Aber wenn es darum geht, dir selbst zu vertrauen – deiner Intuition, deinen Körpersignalen, dem Gefühl, dass da etwas ist, das du dir mal genauer anschauen solltest – dann zögerst du. Du wartest, bis die Signale lauter werden. Bis sie richtig stören müssen, um gehört zu werden. Wenn wir über Selbstvertrauen sprechen, dann denken wir meistens an jemanden, der von sich selbst überzeugt ist, souverän eine Präsentation hält und nicht vor Herausforderungen zurück schreckt.

Was bei diesem Verständnis oft fehlt, ist eine tiefere Form des Selbstvertrauens: Ganz wörtlich dem Vertrauen in dich selbst.

Nicht nur, dass du Leistung abliefern kannst. Sondern, dass du deinem Körper und deinen inneren Stimmen vertraust. Dass du sie ernst nimmst und respektvoll auf sie eingehst. Und dass dein inneres System beginnt, dir zu vertrauen: Dass du dich auf allen Ebenen gut führst, dass du zuhörst, hinsiehst und einfühlsam mit dir selbst umgehst. Das heißt nicht, Herausforderungen zu meiden. Sondern Herausforderungen auf eine Art zu bewältigen, die in erster Linie dein Vertrauen in dich selbst stärkt.

Die Murmelglas-Theorie

Brené Brown, (Psychologin, Autorin und eine meiner großen Vorbilder), arbeitet mit Führungskräften der größten Unternehmen weltweit. Sie bringt ihnen bei, wie man echtes Vertrauen seiner Mitarbeitenden gewinnt. Anstatt in einer Krise einfach einzufordern „Vertraut mir, hier ist der Plan…“ muss Vertrauen im Alltag verdient und aufgebaut werden. Sie nutzt dafür eine Metapher, die sich auch bei mir eingeprägt hat: Ein Murmelglas (= Marble Jar).

In diesem Clip erklärt sie, was es damit auf sich hat:

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„Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen ist wie ein Murmelglas zu füllen. Jede kleine Geste der Ehrlichkeit, Freundlichkeit oder Zuverlässigkeit bringt eine Murmel in das Glas.“ (Brené Brown)

Genau so können wir auch unser Selbst-Vertrauen stärken: Indem wir uns selbst zeigen, dass wir in den kleinen Dingen Verantwortung für uns übernehmen, uns gut um uns kümmern.

Aber wir können das Glas auch leeren. Und zwar nicht nur durch große Katastrophen, sondern durch den leisen, schleichenden Rückzug von uns selbst: Keine Zeit mit Gefühlen zu verschwenden. Lieber gar nicht erst hoffen, als enttäuscht zu werden. Ein ungutes Bauchgefühl mit rationalen Gründen wegzuargumentieren. 

Besonders tricky: Genau diese Dinge wurden den meisten von uns ironischerweise als Ausdruck von Selbstbewusstsein vermittelt – dabei untergraben sie unser Selbstvertrauen und höhlen es aus.

Ich mag die „Marble Jar Theory“ aus zwei Gründen: Man kann sie sich leicht merken – und sie leicht umsetzen! 

Dein Selbstvertrauen zu stärken oder zurück zu gewinnen ist leichter, als du vielleicht denkst. Dafür müssen wir keine brilliante Rede halten, großes Lob einfahren oder uns selbst neu erfinden. Indem wir zuhören, was unser Körper und unsere inneren Anteile uns sagen möchten, füllen wir Tag für Tag das Vertrauens-Glas wieder auf.

Reflexionsfragen

🔵 Wie voll ist dein Murmel-Glas an Selbstvertrauen im Moment?

🔴 Mit welchen, vielleicht harmlos wirkenden Kompromissen verlierst du im Alltag „Murmeln“, weil du dir selbst das Signal gibst, dass deine inneren Impulse nicht wichtig sind?

🟢 Welche kleine, liebevolle Geste kannst du dir heute geben, um eine Murmel in dein Glas zu legen?

Dieser Artikel erschien zuerst in meinem Newsletter.
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