Wie kann man effektiv aus Sorgen und Gedankenschleifen aussteigen, wenn die Weltlage so bedrückend aussieht?
Aktuell sind die Nachrichten voll von beängstigenden Schlagzeilen. Das (politische) Klima ist angespannt und ganz ehrlich – die kommende Bundestagswahl macht mir Sorgen.
Mein eigenes Nervensystem reagiert darauf inzwischen mit Vermeidung, auch bekannt als Freeze-Response: Ich spüre, wie meine Energie in den Keller geht. Alles fühlt sich zäh an. Ich kann mich schlecht konzentrieren.
Vielleicht kennst du das auch?
Doch das raubt mir auch die Energie, um aktiv zu werden, Lösungen zu erkennen und in all dem gut und gesund mit mir selbst umzugehen. Heute teile ich mit dir, wie ich mich selbst aus diesem Loch wieder heraus hole – und wie du einen Ansatz für dich finden kannst, um aus Sorgenschleifen auszusteigen.
Inhaltsverzeichnis
- Was hilft wirklich bei Sorgen und schlechten Nachrichten?
- Der Freude auf der Fährte statt in Sorgen versunken
- Den ersten Schritt aus der Sorgenschleife finden
- Effektives Handeln beginnt mit echter Regulation
- Ist das nicht egoistisch? – 10 Gründe für gute Selbstfürsorge
- Was du jetzt bei Sorgen tun kannst:
- Das könnte dich auch interessieren:
Was hilft wirklich bei Sorgen und schlechten Nachrichten?
Gerade entwickele ich einen Selbst-Test für meine Webseite, der auf den vier typischen Reaktionsmustern des Nervensystems basiert. Deshalb erkenne ich sie in mir und auch bei anderen momentan ganz besonders deutlich:
- Hektischer Aktionismus und ständige Sorgen,
- (unterdrückter) Ärger,
- ein besonders ausgeprägtes Harmonie-Bedürfnis
- oder eben eine bleierne Müdigkeit oder Erstarrung.
Erkennst du dich darin auch wieder?
Auf Linkedin wurde ich gestern gefragt, was helfen kann, um sich nicht ständig Sorgen zu machen. Meine Antwort (kannst du hier nachlesen):
Es hilft, sich mit allen Sinnen auf etwas Schönes, Kreatives oder Sinnstiftendes zu fokussieren.
Ich spüre es selber: Während ich diesen Artikel schreibe, lässt der Brain-Fog mit jedem Fingerschlag etwas mehr nach.
Ich erschaffe heute einen schönen Artikel – für euch, und für mich.
Heute teile ich mit euch meine persönliche Strategie, wie ich mich aus negativen Gedanken-Spiralen befreie.
Der Freude auf der Fährte statt in Sorgen versunken
Letztes Jahr hat mich eine Metapher besonders fasziniert. Es ist die des Fährten-Lesens:
“Beim Fährtenlesen ist es vollkommen normal, dass man die Spur verliert und eine Weile in eine falsche Richtung geht.
Wir nennen das: ‚The Path of not there‘ – den Pfad des ‚Nicht Dort‘.
Darum ist es die wichtigste Fähigkeit eines Fährtenlesers, zu wissen, wie man die richtige Fährte wiederfindet: Wir wissen nicht, wohin wir gehen. Aber wir wissen genau, wie wir dorthin kommen.”
Boyd Varty, südafrikanischer Fährtenleser und Master LifeCoach.
Varty beschreibt eindrücklich: Weil wir unsere subtilen Körpersignale oft gar nicht erkennen oder gewohnt sind, sie zu ignorieren, kann es sein, dass wir sehr, sehr weit laufen auf dem “Pfad des Nicht Da”.
Bis wir merken, dass wir die Fährte der Zufriedenheit und Gesundheit verloren haben: Wir haben einen Job, der unseren Kalender statt unser Herz füllt. Wir bleiben Jahre in einer eine Beziehung, die uns nicht gut tut.
Ich merke aber auch im Alltag, dass das ewige Scrollen auf dem Handy oder immer wieder die Nachrichten zu aktualisieren mir meistens nicht gut tut. Statt mich zu erholen, geht meine Energie in den Keller.
Trotzdem ist es schwer, aufzuhören.
Bis irgendwas ins uns sagt: ‚Hör mal, wie lange willst du damit eigentlich noch weiter machen? Ich glaube, es wird nicht besser.‘
An diesem Punkt dürfen wir die Fährten der Freude wiederfinden.
Dabei kommen wir nicht weit mit reinem Denken, oder gar “Nachdenken über das Denken”. Wir finden sie, indem wir die Abdrücke von Glück, Erfüllung, Frieden und Liebe mit unserem ganzen Körper aufspüren.
Was fühlt sich jetzt gerade wirklich gut an?
Ein Gespräch, ein Spaziergang in der Natur, Bewegung? Schlafen? Aktiv werden?
Wir nutzen diese Körpersignale, um das aufzuspüren – und lassen unseren Verstand folgen.
Den ersten Schritt aus der Sorgenschleife finden
Ich habe letztes Jahr viele KlientInnen genau dazu gecoacht. Und auch bei mir selbst habe ich immer wieder festgestellt, wenn ich mich gedanklich in eine Sorgen-Spirale manövriert hatte.
In mir verschiebt sich spürbar etwas, wenn ich sage:
„Not there! Hier finde ich definitiv keine Freude.“
🐾 Ich komme raus aus der Angst und werde neugierig, wo ich hier und jetzt „Fußspuren“ finden kann, die mich zu einem guten Gefühl zurück führen.
✨ Ich richte meinen Fokus auf Glimmer, die meinem Nervensystem zeigen, dass es in Wirklichkeit sicher ist: Auch wenn das Kopfkino gruselig ist, sitze ich jetzt gerade in Sicherheit auf einem Sessel und mach mir Gedanken!
Darum ist mein Wort des Jahres gleichzeitig auch eine Aufforderung an mich:
TRACK.
(Das englische Wort für „Fährtenlesen“.) Für mich bedeutet es automatisch: track joy. Finde die Fährten des Glücks.
Welche Erfahrungen ich damit mache, teile ich auf jeden Fall im Newsletter und im Blog. Was ich sofort sagen kann: Nachdem ich mich auf diesen Text konzentriert habe, fühle ich mich etwa 5 Kilo leichter. Ich hab ein Schmunzeln auf den Lippen und spüre genau, was ich jetzt möchte: Eine Pause machen und meinen neuen Apfel-Zimt-Tee trinken. 😋
Effektives Handeln beginnt mit echter Regulation
Von hier aus kann ich leichter den nächsten Schritt finden – und dann den nächsten.
Je mehr Signale für Sicherheit mein Nervensystem bekommt, desto besser kann ich Probleme lösen und einen Zugang zu begründeter Hoffnung finden.
Das gelingt leichter und effektiver, wenn ich zuerst mein eigenes Nervensystem reguliere – indem ich kleine Rituale finde, die meinem KÖRPER zeigen, dass ich JETZT in dieser Sekunde nicht in Panik sein muss.
Denn wenn das Nervensystem sich nicht mehr bedroht fühlt, erholen wir uns nicht nur. Auch unser „Social Engagement System“ wird wieder aktiviert:
Ein komplexes neuronales Netzwerk, das uns erlaubt,
- vernetzt zu denken,
- Beziehungen zu knüpfen und zu gestalten,
- effektiv zu kommunizieren
- und tiefen Fokus und Flow zu erleben.
All das brauchen wir, um nicht nur passiv zu bleiben – sondern effektiv Möglichkeiten zu finden und zu nutzen, um einen positiven Unterschied zu machen. Und damit selbst für andere zu einem Zeichen der Hoffnung zu werden.
Ist das nicht egoistisch? – 10 Gründe für gute Selbstfürsorge
Nein. Im Gegenteil:
Sich nicht um dich zu kümmern wäre egoistisch.
Lass mich das kurz erklären:
- Regulation und ein gesundes Toleranzfenster ist notwendig, um in unsicheren und herausfordernden Zeiten emotional stabil zu bleiben.
- Gelassenheit ist notwendig, um kluge Entscheidungen zu treffen.
- Sich auszuruhen und bewusst Momente der Freude und Leichtigkeit zu erleben ist absolut notwendig, um nicht auszubrennen.
- Wer mit sich selbst in gutem Kontakt ist, ist weniger anfällig für Manipulation und Schwarz-Weiß-Denken. Und teilt sie dann auch nicht mit anderen. Regulation ist nötig, um ein Lauffeuer zu entdecken und zu wissen, wie man es stoppt.
- Ein gut reguliertes Nervensystem verarbeitet die feinen Nuancen exakter und kommt zu klareren Rückschlüssen und effektiveren Lösungsideen.
- Wer seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen achtet, kann sich für sich selbst UND für ein gelingendes Miteinander stark machen – anstatt Grenzen mit Panik, Hass oder Hetze zu verteidigen.
- Wer es schafft, Konflikte in sich selbst zu lösen, wird auch Konflikte mit / zwischen anderen mit mehr Klarheit und Mut lösen.
- Wer es schafft, auch schwierigen Teilen in sich selbst mit Mitgefühl und Offenheit zu begegnen, anstatt sie mit Härte zu unterdrücken oder wegzuschauen, wird auch den Schwierigkeiten in der Welt gelassener und mitfühlender ins Auge blicken können.
- Wer es schafft, in sich selbst zu ruhen, hat eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf andere. Denn das regulierte Nervensystem sendet auf allen Ebenen der nonverbalen Kommunikation das dominanteste Signal. Wer Klarheit, Gelassenheit, Mut und Mitgefühl für sich selber kultiviert, wird das auch nach außen tragen.
Und genau diese Menschen brauchen wir jetzt dringend!
Darum gibt es keine Grenze, kein Entweder-Oder:
Das Politische ist persönlich, wenn uns die Nachrichten den Schlaf rauben und in eine Schockstarre treiben.
Und das Persönliche wird politisch, wenn wir dazu sagen können: Nein. Damit füttere ich mich nicht. Für Panik, Schwarz-Weiß-Denken und Hetze stehe ich mit meiner Zeit, meinem Körper und meinem Nervensystem Nicht zur Verfügung.
Unterschätze nicht die Macht dessen, was du tust, indem du lebendig und liebevoll bleibst!
Was du jetzt bei Sorgen tun kannst:
Finde etwas, das dir Spaß macht und auf das du dich mit allen Sinnen konzentrieren kannst.
Höre Musik, bewege deinen Körper, koche etwas neues, erschaffe etwas mit deinen Händen.
Aber ich bin nicht kreativ!
Das ist ok! Ich hab selbst lange von mir gedacht, ich wäre ein unkreativer Grobmotoriker.
Die gute Nachricht für uns ist! Es geht nicht um ein tolles End-Produkt. Es geht dabei, dass du dich während des Prozesses mit allen Sinnen konzentrierst.
Es muss nicht immer filigran sein: Vor kurzem habe ich Stress abgebaut, indem ich mit unserer Kreissäge eine Platte zugesägt habe, auf der die Kinder ihr Lego unter dem Bett verstauen können.
Der Geruch von Holz, die ohrenbetäubende Lautstärke und die Gefahr, meine Finger abzuschneiden waren genau die Mischung die ich in dem Moment brauchte, um wieder ganz im Hier und Jetzt anzukommen.
Ein eleganter Torschuss im Fußball kann genauso kreativ sein wie eine Zeichnung oder ein schön eingerichteter Raum.
Und wenn dir das schwer fällt, beginne mit dieser Übung:
Ich habe dieses kleine Experiment vor einigen Jahren in einem Seminar von Dr. Martha Beck zum ersten Mal gemacht. Es hat mich so beeindruckt, dass ich es immer wieder gerne teile.
Mehr Hintergrundwissen und Ideen, um deine individuelle Spur der Kreativität zu finden und aus Sorgen auszusteigen, findest du in dem kürzlich erschienenen Buch von Martha Beck: „The Art of Calm: Creative Living Beyond Anxiety„.
Es steht aktuell ganz oben auf meiner Leseliste.
Falls du gerne mehr regelmäßig eine Dosis Zuversicht in dein Postfach bekommen möchtest, melde dich gerne zum Newsletter an:
Dieser Artikel erschien zuerst in meinem Newsletter.
Jeden Freitag verschicke ich liebevolle Care-Pakete für eine Extraportion Selbstfürsorge im Alltag.
Möchtest du sie auch dabei sein?
Das könnte dich auch interessieren:
Nichts tun: Deine nützlichste Fähigkeit
Was wäre, wenn Nichts zu tun das Produktivste ist, das du tun kannst? Ein Gedankenspiel.
Liebevoll Nein sagen – für mehr inneren Frieden
Nein sagen fällt uns oft schwer – dabei kann es so wohltuend sein. Für dich, deine Konzentration und deinen Seelenfrieden. Und auch für die M…
Die Macht der Coregulation im Alltag mit Kindern
Ob du Kinder hast oder nicht – Coregulation ist einer der wichtigsten, aber wenig bekannten psychologischen Mechanismen für mehr Wohlbe…
Sind hochsensible Menschen wirklich weniger belastbar?
Sind hochsensible Menschen wirklich weniger belastbar? Die aktuelle Forschung zeigt, dass der richtige Umgang mit Stress entscheidend ist. Un…
So gelingt Veränderung ohne Druck
Dieser Artikel ist Teil der Myth-Buster Serie. Hier nehme ich hartnäckige psychologische Mythen genauer unter die Lupe und klopfe ab, was wir…
Dieses Jahr gehe ich als NEINhorn
Was in meinem Leben passiert ist, seit mir das Nein-Sagen geradezu magische Kräfte und verleiht. 🌈