Nach der US-Wahl: Was mir emotional hilft

Nach zwei Tagen innerer Betäubung und Fassunglosigkeit spüre ich, was in mir von der US-Wahl getriggert wurde. 

Als Psychologin und als sensibler Mensch mit einer Vergangenheit in einer frauenfeindlichen, sektenartigen Gruppierung ist es schwer auszuhalten, dass eine Person wie Trump eine Wahl gewinnt.

Ich spüre den Schmerz, aber ich weiß auch: Diese Dinge steigen auf, um gesehen, gehalten und geheilt zu werden. Sie zeigen mir, wo ich noch emotionale Splitter habe, die ich sanft versorgen darf.

Wenn es dir auch so geht, habe ich hier eine Seite zusammengestellt, mit Quellen und Worten, die die mir persönlich helfen, mich weniger alleine zu fühlen und das Ganze zu verarbeiten. 

Darin findest du auch eine Mail, die ich am Tag nach der Wahl an meinen Newsletter verschickt habe. Im Newsletter teile ich im geschützten Rahmen, wie Selbstfürsorge für einfühlsame Selbstständige gelingen kann. Wenn dich das anspricht, bist du herzlich eingeladen, dazu zu kommen.

Wie kannst du diese Seite für dich nutzen?

Ich lade dich ein, dir aus den folgenden Texten und Links das herauszusuchen, was dich heute anspricht.

Bleib nicht alleine, und lass gerne in den Kommentaren weitere Quellen oder Worte da, die für dich hilfreich waren. Vielleicht kann sie jemand anderes gerade gebrauchen.

Gerne kannst du diesen Artikel mit anderen Menschen teilen, denen die aktuellen Entwicklungen nahe gehen.

Wenn du ein 1:1 Gespräch für emotionale Unterstützung buchen möchtest, schreib mir eine Nachricht und ich biete dir gerne etwas dazu an.

Warum nimmt mich diese Wahl so mit?

Ein Post einer amerikanischen Therapeutin auf Substack bringt es auf den Punkt:

Übersetzung:
Als Therapeutin und als Person, die ein komplexes Trauma erlebt hat, wie es viele von uns erlebt haben, ist es außerordentlich schwierig, zu beobachten wie die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Trump gewinnt.

Wenn der Täter gewinnt. Wenn der Lügner und die Lügen gewinnen. Wenn der Frauenfeind gewinnt. Wenn der Vergewaltiger gewinnt. Wenn der Hass gewinnt. 💔

Opfer erleben ihren Schmerz erneut, wie bei einer PTSD-Reaktion. ❤️‍🩹

Die Machtlosigkeit ist erschreckend, insbesondere, wenn wir uns vorstellen, was diese Entscheidung potenziell bedeuten wird, für die nächste Generation, oder die nächsten zwei.

Darum: Nutze jede Gelegenheit, die sich dir bietet, deine innere Ruhe zu finden, deine Seele, deine innere Widerstandskraft und Resilienz. Diese kann dir niemand nehmen. 💝

Wir müssen die Heiler, die liebenden, die Bürger mit einem freundlichen Herzen identifizieren. Das sind unsere Leute. 💞 💕

Mehr lesen. Mehr music. Mehr Kunst. Geh mehr raus. Gib deinem Körper das, was deine Zellen jetzt brauchen. Mache Mocktails zu deinen Freunden (Mocktails = alkoholfreie Cocktails).

Ok, genug gepredigt. Das ist ein echt seltsamer Moment in der Geschichte für alle von uns, die für Gerechtigkeit und Demokratie stehen. Wir brauchen euch.

Ich liebe euch 💙
– jny🦅brd

Meine Mail im Newsletter:
Was mir heute hilft

Diese Mail habe ich am Mittwoch verschickt, als die Ergebnisse der US-Wahl feststanden:

„Heute ist ein Tag, an dem mein Nervensystem schnell in den Überforderungs-Modus schaltet.

Ich bin enttäuscht und erschrocken über die Ergebnisse der US-Wahl. Ich mache mir Sorgen um meine Freundinnen in Amerika.

Meine Hoffnung ist erschüttert, weil ich einfach nicht glauben möchte, dass eine Mehrheit diesem Mensch so viel Macht geben möchte.

Wenn ich zu lange darüber nachdenke, bin ich verzweifelt über so viel kurzsichtiges und eigennütziges Denken.

Ich frage mich, ob sich das in Deutschland wiederholen kann.

Was mir mehr nützt als „Positives Denken“:

An solchen Tagen komme ich mit positivem Denken nicht weiter. Mir fällt einfach nichts Positives ein, das ich dieser Situation abgewinnen könnte.  

Hier muss ich mich selbst auf einer anderen Ebene auffangen, um nicht in ein Gedankenkarussel aus Zynismus, Wut und Pessimismus zu geraten. 

Das tue ich heute: 

Ich helfe meinem Körper heraus aus der instinktiven Starre, mit 2 Übungen: 

1. Übung: Spannung sanft lösen

(Schau dir auf Instagram die Anleitung dazu von Psychologin Nicole LePera an)

• Ich bewege meinen Kopf hin und her und schaue, wie weit ich über meine Schultern schauen kann. 
• Wenn sich das steif und anstrengend anfühlt, ist das ein Zeichen dafür, dass mein Nervensystem angespannt ist und Hilfe braucht.
• Ich lege die Finger meiner rechten Hand sanft an den Nacken, neben den obersten Halswirbel und schiebe die Haut sanft nach links. 30 Sekunden halten.
• Dann schiebe ich die Haut nach rechts, wieder für 30 Sekunden. 
• Ich merke, wie mein Nacken sich löst, ich gähne und instinktiv meine Schultern bewege.
• Danach mache ich das gleiche nochmal auf der anderen Seite, mit der linken Hand.
  
  Der Grund: diese Bewegung löst Faszien, die einen Einfluss sowohl auf den Vagus-Nerv als auch auf die Blutversorgung des Stammhirns haben. Wenn sich hier die Spannung löst, sendet das einen effektiven Entspannungs—Impuls in den ganzen Körper.

 

2. Übung: Wieder zu Atem kommen. 

• Ich atme einige Male langsam und tief aus. 
• Danach mache ich einen physiologischen Seufzer: 
  – Ich atme tief ein, wenn die Lunge fast voll ist, nehme ich noch einen weiteren schnellen Atemzug. 
  – Und dann langsam und tief wieder aus. 

Das löst das Zwerchfell, was wiederum eine Entspannungsreaktion in die inneren Organe im Bauch und in die Lunge schickt.

Körperlich aus dem Stress zu kommen löst auch meine gedanklichen Scheuklappen:

Jetzt kann ich auf dem Heimweg vom Büro die uralten Bäume im Park sehen. Ich frage mich, wie viele Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte sie hier schon stehen. Der Gedanke daran beruhigt mich.  

Ich umarme meinen Sohn und schnuppere an seinen Haaren. 
Er will einfach nur eine Höhle bauen. Ich versuche, kreativ zu werden. 
Kreativ zu sein hemmt automatisch die Schaltkreise im Gehirn, die bei Angst und Sorgen anspringen.

Ich lächele Fremden zu und schaue bewusst in die Gesichter der Menschen um mich herum. 
Wenn wir besorgt sind, beginnen wir instinktiv, Augenkontakt zu meiden. 
Diesen Impuls absichtlich umzukehren hilft gegen den Eindruck von Isolation und Hilflosigkeit.

Ich nehme mir an der Kasse von Rossmann spontan Marzipankartoffeln mit – die helfen einfach gegen alles!

Ich schreibe diese Mail und erinnere mich an all das gute, das ich mir und anderen heute tun kann.

Wie geht es dir heute? 
Wenn du magst, schreib mir deine Gedanken – und bleib damit nicht alleine.
Was ist für dich ein kleiner Glimmer an diesem Tag?

Lass uns sanft bleiben, damit wir effektiv bleiben können.
Herzlich, Maren“

Wenn du dich für den Newsletter eintragen möchtest, kannst du das hier tun.

Elizabeth Gilberts „Letter from Love“

Einige von euch wissen, dass ich seit längerem „Liebesbriefe an mich selbst“ schreibe – inspiriert von Elizabeth Gilbert. Sie selbst hat am Sonntag VOR der US Wahl einen Brief von dieser inneren Stimme der Liebe geteilt, der mich sehr berührt hat:

„Sweetheart, dear heart, settle.

We could use a few people right now who aren’t terrified.

Are you wise and calm enough to become one of them?

Sit with me a moment, and let me show you something.

(…)
We don’t ask you to be naïvely optimistic (expecting that you will get your way, in other words, and that the world will look the way you want it to) and we do not deny the awful reality of suffering. But we ask you to step back now and see the goodness that is always happening amidst the dangers of Earth. To focus only upon doom is to become demonically obsessed, single-pointed in the worst possible way, blind to the miraculous, the compassionate, and the fantastic — which are always happening not despite the darkness, but within it, alongside it, shot through the weave of existence like cords of gold.
(…)

-> Auf substack findest du den vollständigen Brief von Liz Gilbert, oder lass ihn dir im Video von ihr vorlesen.

Hilfreiche Podcasts

Mir hat es geholfen, die Reaktion von anderen zu erleben, um mich weniger allein zu fühlen.
Gleichzeitig hat es mich in Kontakt gebracht, mit dem, was bei mir selbst los ist.
Und ich habe mitgefühlt mit den Menschen, die dort gesprochen haben.
Das ist MEIN Weg, Dinge zu verarbeiten bzw. ihnen Raum zu geben.
Wenn es dir gut tut, zu hören, wie andere mit ihre Gedanken und Gefühlen umgehen, könnten dir diese Podcasts vielleicht Trost spenden und das Gefühl geben, nicht alleine zu sein.

Wenn es zu viel oder zu nah ist, lass sie aus. Achte bei allem darauf, was DIR gut tut.

• Martha Beck’s Gathering Room (Instagram / aktuell noch nicht auf Apple / Spotify, aber vermutlich bald )
• We Can Do Hard Things: Post Election Family Meeting (Apple Podcast / Spotify / Website )

Hilfreicher Content auf Instagram

Ich bin kaum auf Instagram, und auch nur privat. Hier folge ich bewusst nur Menschen, dir mir gut tun. Dazu gehören

Eine Reaktion aus IFS-Perspektive

von Dr. Richard Schwartz, Gründer des IFS-Instituts in den USA:

Übersetzung:

Diese US-Wahl war ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte dieses Landes und vielleicht der Welt. Unabhängig davon, auf welcher Seite Sie standen, hoffe ich, dass wir uns einig sind, dass die Welt gerade jetzt dringend mehr Selbstführung braucht. Wir sind mit so vielen Polarisierungen und von Teilen gesteuerten Menschen auf beiden Seiten konfrontiert, die die Probleme verschärfen und mehr selbst-geführte Lösungen verhindern. Diese Dynamik ist dem Zustand der inneren Systeme vieler unserer Klienten nicht unähnlich, wenn wir ihnen zum ersten Mal begegnen.

Meine Intuition ist es, die Wahl als einen Aufruf zum Handeln zu nutzen, um mehr Selbstführung in die Welt zu bringen. Jeder von uns in der IFS-Gemeinschaft tut dies bereits in unseren Praxen, Workshops, Retreats und in unseren eigenen inneren Systemen, aber es ist Zeit für mehr Zusammenarbeit und Koordination unserer Bemühungen. Es ist Zeit für mehr Heilung auf der Ebene des Kollektivs. Und in diesem Sinne ist es für mich an der Zeit, euch direkter um eure Hilfe in dieser Richtung zu bitten. Ich weiß noch nicht genau, wie das aussehen wird, aber ich werde in den kommenden Tagen mit verschiedenen Menschen in unserer Gemeinschaft und darüber hinaus zusammenarbeiten, um zu versuchen, ein koordiniertes Vorgehen zu planen.

In der Zwischenzeit möchte ich euch ermutigen, das zu tun, was ich tue, nämlich zu den Teilen zu gehen, die getriggert wurden, sie daran zu erinnern, dass ich für sie da bin, und zu sehen, ob sie mit diesen Gefühlen in der Vergangenheit feststecken. Einige meiner Teile sind nur aufgebracht und brauchen meine Anwesenheit und sind nicht verletzt. Aber ich habe einige bemerkt, die von der Vergangenheit belastet sind, und dieses Ereignis war hilfreich, sie zu finden und bei ihnen zu sein.

Indem ich meinen Teilen auf diese Weise helfe, erhalte ich mehr Ruhe, Mut und Klarheit, die ich in den kommenden Monaten brauchen werde.

Ein Kaufmann der Hoffnung,
Dick

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Wie sehen deine Momente der Selbstfürsorge im Moment aus?

Teile es gerne in den Kommentaren, vielleicht ist es genau das, was jemand anderes jetzt gerade braucht.

Danke und alles Liebe!
💞