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JOMO: Die Freude, Dinge zu verpassen

Was ich dieses Jahr tue, um der FOMO (Angst, etwas zu verpassen) mit einem Lächeln zu entgehen, mich zu entspannen und mich trotzdem – vielleicht gerade deshalb? – produktiv aufs neue Jahr vorzubereiten.

„Bitte nicht noch mehr auf meiner To-do Liste“ – das war die spontane Antwort von vielen von euch, als ich gefragt habe, was für euch das schwierige an Selbstfürsorge ist. Ehrlich gesagt: Das spricht auch mir aus dem Herzen!

Die Natur macht sich gerade bereit für die Winterruhe, die Tage werden kürzer und unser Biorhythmus wird langsamer. Wir sehnen uns einfach nach einer kuscheligen Adventszeit. 

Würdest du auch am liebsten Selbstfürsorge ganz ohne Druck, To-Do-Liste und Selbstoptimierungszwang im neuen Jahr angehen – und sie dadurch endlich regelmäßig umsetzen? Dann darfst du dich schon mal freuen

Ab Januar wird es dazu von mir mehr und günstigere Möglichkeiten geben. Vielleicht magst du dir das ja zu Weihnachten wünschen – oder dir selber schenken? 🎁🎄

Ich entwickele gerade neue Selbstfürsorge-Kurse, und zwar mit viel Liebe und Ruhe, und werde dir schon bald mehr dazu erzählen, damit dich noch in diesem Jahr ganz entspannt dafür entscheiden kannst. Mehr dazu erfährst du über meinen Newsletter.

Ich möchte dir auch schon mal sagen: Meine 1:1 Begleitung wird es im neuen Jahr nicht mehr zum Einführungspreis geben. Also, falls du noch überlegst, kannst du auch dieses Jahr buchen und die Termine dann im neuen Jahr wahrnehmen.

Alle Jahre wieder: Vorweihnachts-FOMO

Beruflich steht für viele genau das Gegenteil einer entspannten Winterruhe auf dem Programm: überall erzählt man mir, dass in den letzten Monaten nochmal richtig rangeklotzt werden muss, damit das Jahresziel erreicht wird, der Auftakt ins neue Jahr geschickt vorbereitet werden sollte, das Weihnachtsgeschäft optimal genutzt werden muss… Schon während ich das schreibe, merke ich, mir der Stress in die Schultern kriecht und die Kehle eng wird.

Vielleicht macht es dir Spaß, zum Ende des Jahres noch mal richtig Gas zu geben, Oder du hast im Sommer schon die Weihnachtszeit perfekt vorbereitet und kannst dich jetzt entspannt zurücklehnen. Dagegen ist nichts einzuwenden!

Bei mir persönlich passiert eher etwas anderes: ich lasse mich von der FOMO anstecken: Fear omissing out, die Angst, etwas zu verpassen.

Eigentlich wollte ich dieses intensive Jahr ruhig ausklingen lassen. 

Es ist gerade Anfang November und ich habe schon das Gefühl, für Weihnachten zu spät dran zu sein, nicht schnell genug, nicht gut genug… 🙀 und natürlich verkauft mir jeder dabei sein Rezept, wie ich alles und noch mehr in den nächsten Wochen erledigt bekomme: Dinge, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie wollen sollte. Obwohl ich es absurd finde, gerate ich doch jedes Jahr wieder in den Sog des Vorweihnachts-FOMO-Tornado 🌪️

Versteht mich nicht falsch, es ist durchaus sinnvoll, Ziele und Fristen zu setzen und sich zu motivieren. Die Frage ist: Was ist mein Motor dabei? Angst und Vergleiche mit anderen sind für viele Menschen eher ein Produktivitäts-Killer (Darüber habe ich auch einen Artikel bei Katharina Grad geschrieben).

Also, wenn uns die FOMO durch den Kopf wirbelt: Wie können wir das Gedankenkarussell zurück in eine angemessene Geschwindigkeit bringen?

Das wertvollste Gegengift zu Angst

Ich besinne mich dafür bewusst auf meine wichtigsten Werte. Passt doch auch zur „besinnlichen“ Vorweihnachtszeit.

Die Werte, die ich vertrete, sind Zuhören, Mitgefühl, Mut und Neugier. Mir ist es wichtig, auf meine Rhythmen, meine Grenzen und spontane Inspiration zu hören, um ein langfristig gesundes Berufsleben zu führen. Und damit das zu leben, was ich auch mit meinen Klienten im Selbstfürsorge-Coaching erarbeite.

Vor kurzem ist mir dazu ein neuer Begriff begegnet: 

JOMO = the Joy OMissing Out. 
Auf deutsch: Die Freude, etwas zu verpassen.

Dieser Perspektivwechsel bringt mich immer zum Lachen und ich spüre sofort mehr Leichtigkeit in meinem Körper. Das zeigt mir: Ich bin gerade meinen wirklichen Bedürfnissen auf die Spur gekommen.

Also frage ich mich mutig und neugierig: 

„Worauf kann ich in dieser Vorweihnachtszeit mit Freude verzichten?“

Mir tut es gut, mich mit JOMO im Herzen auf das zu konzentrieren, was mir wirklich wichtig ist.


Diese Woche ist viel los bei uns und es dauert nur ein paar Sekunden, kurz zu checken, ob ich noch Mitgefühl, Ruhe und Neugier spüre, oder ob die FOMO-Fraktion in mir wieder übernommen hat. Und mich dann mit wieder freundlich an meine Werte zu erinnern und in einen ruhigeren und fröhlicheren Modus zu wechseln.

FOMO aus, JOMO an.

Paradox produktiv sein – durch Nichtstun

Paradoxerweise macht mich das nicht unproduktiver, sondern bringt mich auf eine Weise voran, die ich im FOMO-Modus ausblende: In den Pausen, in denen ich mich anderen Sachen widme, verarbeitet und verknüpft mein Gehirn im Hintergrund all die Eindrücke, die ich gesammelt habe. 

Beim Gemüse-Schnippeln musste ich zB an diesen Absatz aus Elizabeth Gilberts Liebesbrief an sich selbst denken: „Ich möchte dich auch daran erinnern, dass die wichtigste Arbeit, die du je in deinem Leben geleistet hast, sowohl für dich selbst als auch für die Welt, in Ruhe, Stille und Abgeschiedenheit entstanden ist.
Deshalb bitte ich dich, tiefer in die Stille einzutauchen und mir zu vertrauen.
Wenn ich in irgendeinem Bereich mehr Disziplin von dir verlange, dann nur im Bereich der Ruhe.“

Wenn ich mit angenehmen Dingen beschäftigt bin, kommen mir plötzlich auch tolle Ideen oder richtige gedankliche Durchbrüche für meine Arbeit. Die 6 Wochen, in denen ich eigentlich „nur bloggen“ wollte, waren im Rückblick die produktivsten für mein Business dieses Jahr – weil ich auf einmal einen viel klareren Blick hatte und sich das wesentliche vom „täglichen Wahnsinn“ getrennt hat. So konnte ich eine neue Ausrichtung finden, die mich mit überraschender Leichtigkeit voran gebracht hat.

Das ist nicht nur eine ermutigende Anekdote, sondern wissenschaftlich erwiesen. 

Wenn wir uns eng auf eine Sache fokussieren, benutzen wir andere Schaltkreis im Gehirn, als wenn wir entspannt Dinge tun, die unser Körper mehr oder weniger im Autopilot erledigt: Teig kneten, spazieren gehen, Schwimmen, Puzzeln… 
(Darum finden wir Puzzleteile übrigens auch immer genau dann, wenn wir aufhören, sie zu suchen!)

In Schweden gibt es deshalb immer mehr Firmen, die ihren Mitarbeitern mehrere Stunden in der Woche erlauben, auf Arbeitszeit Sport zu machen oder zu meditieren. Einige verpflichten sogar dazu! Das Paradox: die Produktivität, Gesundheit, Mitarbeitertreue und der Gewinn gehen dadurch nach oben.

Wie sich Dinge doch noch zum Positiven entwickeln, die ich nicht mehr für möglich gehalten habe, indem ich sie einfach ignoriere, habe ich dieses Jahr selbst beobachtet.

Reflexionsfrage:

  • Welche Punkte wären ohne FOMO nicht auf deiner To-do Liste?
  • Welche Werte helfen dir zu entscheiden, was dir wirklich wichtig ist und was du freudig auf die „Was-Soll’s-Liste“ setzen kannst?
  • Welche innere Haltung macht füllt deine Arbeit mit tieferem Wert für dich und für deine Klient*innen?

Noch ein weises Zitat zum Abschluss:

„Dreißig Speichen teilen sich die Nabe eines Rades;
und doch ist es das Loch in der Mitte, das es erst nützlich macht.
Du kannst Ton zu einer Vase formen;
und doch ist es die Leere, die sie nützlich macht.
Schneide Türen und Fenster aus den Wänden eines Hauses;
aber der eigentliche Nutzen des Hauses
wird von dem Teil abhängen, in dem nichts existiert.

Deshalb wird etwas zu dem geformt, was ist;
aber seine Nützlichkeit kommt von dem, was nicht ist.

– Lao Tse im Tao Te Ching

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