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Selbstmitgefühl und Mut: Mein Jahr 2023


Hast du dir für 2024 vorgenommen, mutiger zu sein und deinem Traum ein Stück näher zu kommen? 
Oder einfach mal ganz ohne Pläne und Vorsätze deinem Gefühl zu vertrauen? 
Oder vielleicht öfter sanft und mitfühlend mit dir umzugehen?

Warum diese drei Dinge kein Gegensatz sind, sondern die drei Zutaten eines Rezepts, das sich in der Praxis bewährt hat, verrate ich dir heute. Und auch mein Motto für das Jahr 2023, das ich bisher nur privat geteilt habe. Das ist kein Tippfehler – beim Reflektieren über meinen „Leitstern“ für 2024 (den ich ursprünglich heute mit dir teilen wollte) wurde mir bewusst, dass es direkt auf meine Erfahrungen mit meinem Motto von 2023 und meinen Erfahrungen damit aufbaut.

Wenn du heute nur eins mitnimmst, dann das: Selbstmitgefühl und Mut sind kein Widerspruch, sondern die zwei Beine, die du brauchst, um kraftvolle und beständige Schritte vorwärts zu gehen! 

Darum möchte heute meinen „Nordstern“ von 2023 und zwei meiner wichtigsten Erkenntnisse mit dir teilen.

Eine kleine Erinnerung zum Mitnehmen:

Inspirierende Zitate und Hintergründe von mir findest du übrigens auch auf Pinterest.

Selbstmitgefühl für den mutigen Neuanfang

Im letzten Jahr habe ich mir zum ersten Mal bewusst ein „Wort für das Jahr“ ausgesucht, anstatt einen guten Vorsatz zu wählen

Vorsätze fühlten sich für mich seit der Pandemie irgendwie unrealistisch an. Wir leben in einer Zeit, in der man maximal flexibel sein muss. Wie ich neulich auf einem Plakat von Johann König las: „Wer Pläne macht, wird ausgelacht!“. 

Für meinen berufliche Richtungswechsel wollte ich mich dann doch auf etwas ausrichten, das mich etwas mehr motiviert 😂.

Falls du neu hier bist (Herzlich willkommen!): Ende 2022 bin ich mit Comfortzone Coaching meinem inneren Kompass gefolgt und biete seitdem anstatt Psychotherapie nur noch Coaching an. Es war ein mutiger Schritt, bei dem ich all meine Tools angewendet habe, um mich zu unterstützen.

2023 wollte ich mutiger sein. Aber ich wollte mich auch wohl fühlen, während ich mutige Schritte machen. Ich wollte nach einigen anstrengenden Jahren sanft und fürsorglich mit mir umgehen und mich nicht mit unrealistisch hohen Erwartungen unter Druck setzen. 

Und so spielte ich mit einigen Worten, bis sich drei besonders herauskristallisierten:

Brave = grounded in safe.

Gramatikalisch nicht ganz korrekt, aber dafür reimt es sich 😉. Seit ich ein Jahr in Neuseeland gelebt habe, gehen mir viele englische Worte tiefer unter die Haut, darum fühlte es sich auch diesmal passender an als die Übersetzung: “Mutig = verwurzelt in Sicherheit”. Die wunderbare Sara Bareilles lieferte die dazu passende Hymne, die ich dieses letztes Jahr OFT gehört habe, um mich an mein Motto zu erinnern.

Unbewusst entschied ich damit, genau dort anzufangen, wo ich auch mit meinen KlientInnen im Coaching starte – doch das fällt mir tatsächlich erst ein Jahr später auf. (Ist es nicht immer wieder erstaunlich, dass unser Unterbewusstsein manchmal genau die passende Portion Weisheit für uns bereit hält!)

Ich hatte am Anfang keine Ahnung, wo meine Reise hingehen würde, aber ich wollte ein Motto, an dem ich mich orientieren kann, egal wie schnell ich voran komme oder welche Umwege ich nehme.

Ich habe verschiedene Worte ausprobiert, und sowohl Mut als auch der Wunsch, mich innerlich trotzdem wohl und sicher zu fühlen, hat sich für mich einfach passend und stimmig angefühlt.

So stolz und mutig wie 2023 habe ich mich zuletzt bei der Überquerung der Geyerlay-Brücke gefühlt.

Wie sieht authentischer Mut aus?

Mutig, verwurzelt in (emotionaler) Sicherheit fasst auch die Idee hinter Comfortzone Coaching gut zusammen: Wenn wir uns dauerhaft aus der Komfortzone heraus pushen, weil wir glauben, dass es anders eben nicht geht, oder wir befürchten, „zu sensibel“, „zu empfindlich“, „nicht offensiv genug“ oder was auch immer zu sein, landen wir oft nicht in der Lern-Zone. Im Gegenteil: Unser Gehirn blockiert bei Angst. Stattdessen erleben wir, wenn es zu viel wird, emotionale Überwältigung und inneren Shut-Down: Rückzug, inneres Aufgeben, ein Gefühl des Versagens, selbst wenn man Dinge gut gemacht hat. Im schlimmsten Falle arbeiten wir uns damit in eine Panikstörung oder ins Burnout.

Anders sieht es aus, wenn wir mutig sind und gleichzeitig ein inneres Gefühl von Sicherheit mitbringen. Wenn die Aufgabe uns herausfordert, nervös macht, aber wir wissen: Auch wenn es schief läuft, kann ich das verkraften. Weil ich Menschen habe, die zu mir stehen. Und weil ich mir erlaube, einen Fehler zu machen und es noch mal zu versuchen. Weil ich stolz auf mich bin, dass ich mich zumindest auf den Weg gemacht habe.

Echter Mut bedeutet nicht, die Angst zu ignorieren oder zu unterdrücken.
Mut bedeutet, sich in einer angsteinflößenden Situation ausreichend emotionale Sicherheit und Unterstützung zu geben, um sie trotz Angst zu bewältigen.

Angst entsteht im Kopf, Mut im Körper

Aber was, wenn positives Denken nicht ausreicht, um mutig zu sein?
Kennst du das, wenn du eigentlich weißt, dass eine bestimmte Situation „rational“ betrachtet nicht gefährlich ist (zB. eine Preisverhandlung, ein Erstgespräch oder dein Gesicht auf Social Media zu zeigen), du aber körperlich spürst, dass die Situation dir trotzdem Angst macht?

Ein anderes Beispiel: Du sitzt im Flugzeug. Dir ist mulmig zu mute. Deinem Gehirn gefällt es nicht, dass du in einer tonnenschweren Blechkiste kilometerweit über dem Boden schweben möchtest. 

Du kannst dir jetzt sagen: “Das passiert tausendfach jeden Tag, überall auf der Welt. Ich bin hier sicher. Alle Fluginstrumente sind mehrfach gegen Ausfall gesichert. Der Pilot ist routiniert. Das wird schon.”
Das beruhigt schon mal, etwas. Und dann ruckelt das Flugzeug los, und dein Magen rutscht trotzdem in die Knie! Es ist einfach eine Körperreaktion!

Im Flugzeug kommst du jetzt nicht mehr so einfach raus und wirst dadurch mit der Angst konfrontiert, bis sie von alleine nachlässt. Aber im echten Leben wird dein Gehirn spätestens jetzt alles daran setzen, um nach einem Ausweg zu suchen – weil dein Nervensystem Alarm schlägt. 

Fehlalarm, um genau zu sein, aber das ist dem Gehirn egal, es reagiert trotzdem gleich.
Was du jetzt brauchst, sind effektive Techniken, mit denen du dein Nervensystem wieder herunterfahren kannst, oder zumindest den Alarm so weit begrenzen, dass du realisierst: Huch, wir fliegen ja. Ich lebe noch 😀

Für mich gab es 2023 einige solcher Momente. Durch mein Motto habe ich mich immer wieder daran erinnert, mir Zeit zu nehmen für das, was in mir laut wird. Meine Angst nicht zu unterdrücken, sondern mich mit sanften Ritualen, beruhigenden körperlichen Techniken und zwischenmenschlicher Unterstützung liebevoll um diese ängstlichen Teile in mir zu kümmern, bis sie sich auf unserem mutigen Weg ebenfalls wohl fühlen konnten.

Kämpferisches Selbstmitgefühl

Kristin Neff und Christopher Germer, die den psychologischen Begriff des „Selbstmitgefühls“ geprägt haben, nennen diese Kombination aus Mut und Mitgefühl „fierce self-compassion“, so etwas wie „kämpferisches Selbstmitgefühl“. Dieser scheinbare Widerspruch beschreibt die Haltung, sowohl nach innen als auch nach außen klare Grenzen zu setzen gegenüber Situationen, die uns nicht gut tun und uns kraftvoll für positive Veränderungen einzusetzen.
Für mich waren es 2023 vor allem die inneren Stimmen meiner Antreiber, gegen die ich mich abgegrenzt habe.

Neff schreibt dazu: “Die Kernfrage des Selbstmitgefühls lautet: “Was brauche ich jetzt?” und genauer: “Was brauche ich, um mein Leiden zu lindern?” Die Antwort auf diese Frage hängt von den jeweiligen Umständen ab. Manchmal müssen wir uns selbst in all unserer menschlichen Unvollkommenheit akzeptieren und uns so lieben, wie wir im Moment sind. Das heißt aber nicht, dass wir unbedingt so bleiben wollen, wie wir im Moment sind. Wenn eine Herde von Rindern auf Sie zustürmt, ist es nicht die Zeit für Selbstakzeptanz, sondern Zeit zum Handeln. Die meisten Menschen stellen sich Selbstmitgefühl als weich und sanft vor, aber Selbstmitgefühl kann sowohl kämpferisch als auch zärtlich sein.

Bei sanftem Selbstmitgefühl geht es darum, auf akzeptierende Weise “bei uns zu sein”. Uns zu trösten, uns zu versichern, dass wir nicht allein sind, und bei unserem Schmerz präsent zu sein. Bei kämpferischem Selbstmitgefühl geht es darum, “in der Welt zu handeln”, um das Leiden zu lindern. In der Regel geht es darum, uns selbst zu schützen, zu versorgen und zu motivieren. Manchmal müssen wir aufrecht stehen und Nein sagen, Grenzen ziehen oder gegen Ungerechtigkeit kämpfen. Oder wir müssen Ja zu uns selbst sagen und das tun, was nötig ist, um glücklich zu sein, anstatt unsere Bedürfnisse denen anderer unterzuordnen. Und wenn wir in einer schlechten Situation oder in Gewohnheiten feststecken, die schädlich sind, bedeutet das, dass wir etwas ändern müssen. Nicht, weil wir so, wie wir sind, inakzeptabel sind, sondern weil wir uns sorgen.”

Meine 2 wichtigsten Erkenntnisse

Und wie sieht das im echten Leben aus?
Als ich mir im letzten Jahr wieder die Zeit genommen habe, meine Angst nicht wegzudrücken, sondern mich mit sanften Ritualen, beruhigenden körperlichen Techniken und zwischenmenschlicher Unterstützung liebevoll um diese ängstlichen Teile in mir gekümmert habe, habe ich 2 Dinge erlebt:

1: Mehr Selbst-Vertrauen

Mein Selbstvertrauen ist 2023 durch die neuen Herausforderungen enorm gewachsen. Und dadurch, dass ich Dinge wirklich so umgesetzt habe, wie ich es selbst für richtig gehalten habe. Im wörtlichen Sinne: Ich habe mir ein tiefes Vertrauen in mich selbst erarbeitet, indem ich selbst gut mit mir umgehe und freundlich zu mir bin, egal wie schwer die Herausforderung gerade ist. Sogar mein innerer Kritiker muss gestehen: Mit „echtem“, nämlich liebevollem Mut komme ich gesünder, ruhiger und motivierter voran. 

Und ich erlebe bereits auf dem Weg zum Ziel mehr Freude, als wenn ich mich streng auf ein Ziel hin pushe mit der Hoffnung, dass das Erreichen des Ziels mir dann Freude macht.

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Kurzer Clip: Light Watkins über Erfüllung und das Erreichen von Zielen. Hier kannst du das ganze Interview ansehen.

Der Achtsamkeitslehrer Light Watkins beschreibt es sehr treffend: “Das Ziel zu erreichen wird dich nicht glücklicher machen. Deine Leistung und dein Ziel sind in gewisser Weise ein Verstärker dessen, was du jetzt gerade fühlst.
Wenn du dich jetzt gerade elend fühlst und etwas wunderbares erreichst, dann wird es eine Welle der Freude geben. Und diese Welle wird relativ schnell vorbei sein, und du fühlst dich wieder miserabel. Aber wenn du jetzt schon erfüllt bist und dann dein Ziel erreichst, wirst du danach weiterhin erfüllt sein. 
Und vielleicht wird diese innere Erfüllung auch dazu führen, dass du ganz andere Ziele verfolgst, weil sie nicht nur äußerlich glitzern und viel versprechend aussehen, sondern zu deinen Werten passen.”

Das hat sich für mich 2023 definitiv bestätigt.

2: Selbstmitgefühl öffnet unerwartete Türen

Jedes Mal, wenn ich mir erlaubt habe, einen Moment der Ruhe zu genießen und mich auf das zu besinnen, was mir Spaß macht, mir wirklich wichtig oder wofür ich dankbar bin, kamen plötzlich richtig gute neue Ideen, neue Menschen und neue Möglichkeiten in mein Leben, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Und die meinem Abenteuer eine neue, gute Richtung gegeben haben.

Ich glaube das ist kein Zufall und keine „magische Manifestation“, sondern einfach eine logische Konsequenz eines ruhigen Nervensystems, das uns automatisch viel offener, positiver, konzentrierter und kreativer werden lässt – und genau das kommunizieren wir unbewusst an die Menschen um uns herum.

Aufbauend auf meinem mutigen Jahr 2023 habe ich mir für 2024 erneut ein Motto anstatt einem Vorsatz gewählt. 
Welches das ist, verrate ich dir beim nächsten Mal. Dann wirklich, versprochen 😄

In diesem Sinne wünsche ich dir für deine Herausforderungen in diesem Jahr Sanftheit und Mut.

Dieser Beitrag entstand, wie so viele meiner Blogbeiträge, zunächst als Newsletter. Jeden Freitag verschicke ich zum Auftakt ins Wochenende liebevolle Care-Pakete mit Inspirationen zur Selbstfürsorge, Beobachtungen und guten Fragen. Möchtest du sie auch kostenlos bekommen?

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