Ich habe vor kurzem mehr als 20 Newsletter gekündigt.
Ich hätte nicht erwartet, was dieser Schritt für eine Wirkung hat!
Seitdem ist es wunderbar ruhig in meinem Postfach.
Manchmal vergehen Stunden, ohne dass eine neue Mail reinkommt.
Es gibt jetzt Tage, da ist am Morgen keine neue Email da.
Herrlich.
In diesem Artikel erfährst du an diesem kleinen Beispiel,
- was es dich kostet, NICHT nein zu sagen
- warum Nein sagen eine Wohltat ist – für dich UND für andere
- welche Fragen du dir stellen kannst, um dich zwischen Ja und Nein zu entscheiden
- und wie du dein persönliches, liebevolles Nein findest – ohne Schuldgefühle.
Was es uns kostet, nicht nein zu sagen
Keiner dieser Newsletter war irgendwie schlimm – ich habe mich ja freiwillig eingetragen.
Aber jetzt, wo sie weg bleiben, merke ich, wie viel Mikro-Stress sie die ganze Zeit ausgelöst haben.
- Allein die stetig steigende Zahl an ungelesenen Mails: Ständig das Gefühl, dass ich noch was erledigen sollte, oder was verpassen könnte.
- Dann der Inhalt, der in den meisten Fällen darauf hinaus läuft, dass ich auf ein potenzielles Problem aufmerksam gemacht werde (Ist Ihre Website ausreichend vor Hacker-Angriffen geschützt? Kennst du schon diese Tools, die du nicht verpassen solltest?)
- Jede diese Mails kostet mich Aufmerksamkeit und einen kurzen Moment, um die absichtlich erzeugte FOMO zu neutralisieren.
- Viele dieser Mails haben einen kleinen Stich Selbstzweifel in mir geweckt: Bin ich effizient genug? Verpasse ich einen wichtigen Trend? Mache ich vielleicht einen Fehler, der mir gar nicht bewusst ist?
Das ist auch eine Form der Manipulation im Marketing – erstmal den Zweifel säen, um dann eine Lösung zu verkaufen. Oder jemanden absichtlich zu verunsichern, damit die Person sich nicht gegen etwas entscheidet: „Bist du sicher, dass du auf diese Vorteile verzichten willst?“
Oft ist uns gar nicht bewusst, wie viele Texte uns umgeben, die gezielt darauf ausgerichtet sind, dass du an dir und deiner Entscheidung zweifelst. Die dir ein ungutes Gefühl vermitteln, wenn du eigentlich „Nein“ sagen möchtest.
Nein sagen für inneren Frieden und Konzentration
Mein Maßstab, was ich behalte und kündige war komplett subjektiv:
Ich habe mich von den Mails abgemeldet, die bei mir häufig das ungute Gefühl auslösen, mich verbessern oder verändern „sollen“ um irgendwie „besser“ zu sein.
Behalten habe ich nur die, bei denen ich mich darauf freue, sie zu öffnen. Weil sie mich inspirieren oder weil ich mich in diese Richtung wirklich weiterentwickeln MÖCHTE. Die zu MEINEN Werten und Zielen passen.
Anstatt mir das Gefühl zu geben, ich sollte meine Ziele ändern oder anpassen.
Mir das zu erlauben war vor allem ein Ringen mit meiner inneren Perfektionistin. Die schaut nämlich gerne, was andere machen, und treibt mich dann an, das auch zu tun. Und genau das löst innerlich unheimlich viel Druck aus.
Seitdem sie kein Futter mehr in meinem Postfach findet, klappert in mir ein positiver Domino-Stein nach dem nächsten:
- Es fällt mir wieder viel leichter zu spüren, was ich wirklich will.
- Das gelingt gut, wenn das Nervensystem mal über eine längere Zeit wirklich zur Ruhe oder in den Flow kommt – ohne unterbrochen zu werden.
- Ich bin zufriedener mit meinen Entscheidungen und vergleiche mich weniger.
- Ich spüre weniger Zeitdruck, weil nicht ständig darauf aufmerksam gemacht werde, dass irgendwelche Angebote ablaufen – selbst, wenn ich sie gar nicht haben wollte.
Oft wissen wir, wie wichtig es ist, Nein zu sagen. Und trotzdem bin ich selbst immer wieder überrascht, wie viele positive Konsequenzen es hat, ab und zu mal dem Inneren Neinhorn die Führung zu überlassen.
Die Angst, etwas zu verpassen, wird zur Freude, endlich wieder bei mir selbst anzukommen.
Mit richtig gutem Gefühl nein sagen
Wenn es dir auch schwer fällt, zu Dingen sein zu sagen, habe ich heute drei wohltuende Impulse für dich.
Nicht immer ist es sinnvoll, sich anzuhören, wie andere mit dem Thema „Nein sagen“ umgehen, weil uns das zusätzlich verunsichern kann.
Diese Unterhaltung ist aber absolut hörenswert und hat mir wirklich aus der Seele gesprochen:
Im Podcast We Can Do Hard Things unterhielten sich Glennon, Abby und Amanda darüber, warum sie manchmal zu Dingen „Ja“ sagen – und sich später wünschten, sie hätten nein gesagt. Es ist eine der ehrlichsten Unterhaltungen, die ich seit langen zu dem Thema gehört habe – weil sie nicht an der Oberfläche bleiben, sondern wirklich persönlich reflektieren, was es ihnen schwer macht, Nein zu sagen.
Was ich davon mitgenommen habe:
Oft entscheiden wir uns für etwas, weil wir denken, dass wir eine Person sein sollten, die dazu ja sagt. Das verhindert, dass wir uns zeigen und gemocht werden, wie wir wirklich sind: Mit dem, was uns wirklich gefällt und gut tut.
(We Can Do Hard Things, Folge vom 22. und 24.10.24:
„How To Say No“ und „The Power of No to Protect your Peace“ Apple / andere )
Das hilft dir, freundlich nein zu sagen
Die Fragen, die wir uns stellen, beeinflussen extrem, wie wir uns fühlen.
Darum kann es bei Zweifeln helfen, sich andere Fragen zu stellen.
Diese Fragen können dir helfen, mit einem richtig guten Gefühl Entscheidungen zu treffen:
5 Fragen für bessere Entscheidungen
- Spüre ich dazu ein tiefes Wollen, das aus dem Herzen kommt?
- Entspricht diese Entscheidung meinen Werten und dem, wie ich wirklich leben möchte?
- Oder ist das ein oberflächliches, hektisches Wollen, weil ich denke, dass ich nicht nein sagen darf oder sollte?
- Gebe ich einer Person oder Sache meine Zeit, Aufmerksamkeit und Energie, weil ich dazu eine echte innere Offenheit und Großzügigkeit empfinde?
- Oder mache ich innerlich einen „Vertrag“: Ich sage ja, und verpflichte dich damit zu Dankbarkeit, Anerkennung, Freundschaft, Loyalität?
Das übe ich übrigens auch mit meinen KlientInnen im Selbstfürsorge Coaching:
- Woran merke ich, dass das ein echtes Bedürfnis ist, das aus der Tiefe kommt?
- Bekräftigt diese Handlung meinen Selbstwert, meine Zuversicht, mein Wohlbefinden – oder untergrabe ich sie damit?
- Möchte ich das wirklich – oder sagt mir vor allem mein innerer Antreiber, dass ich das bitteschön wollen sollte?
- Nein sagen macht uns oft sehr ernst, bedrückt oder wütend – kann ich das ganze etwas humorvoller, kreativer und spielerischer betrachten?
Nein sagen ist liebevoll
Oft haben wir Angst, dass wir andere verletzen, wenn wir Nein sagen. Dabei kann es das beste sein, das wir für sie tun – UND gleichzeitig für uns.
Nein sagen schafft Raum für das, was wir wirklich wollen
Im Leben ist es ähnlich wie bei den Mails oben: Wenn ich zu etwas ja sage, bekomme ich immer mehr davon.
Wenn ich stattdessen nein sage, ist das vielleicht erstmal ungewohnt, unangenehm oder sogar richtig schwierig.
Aber ich sorge dafür, dass ich Raum schaffe für das, was ich wirklich möchte.
Gleichzeitig ist es eine große Chance, auszusprechen, was ich WIRKLICH möchte. Zum Beispiel:
„Ich fühle mich in großen Mengen nicht wohl, und möchte darum nicht mit zum Konzert.
Aber ich mag dich und verbringe gern Zeit mit dir, in der wir uns richtig austauschen können.
Hättest du nicht Lust auf einen Kaffee und einen Spaziergang?“
Dann wirst du in Zukunft vielleicht nicht mehr zu Großveranstaltungen eingeladen. Und musst nicht mehr so tun, als ob dir das Spaß macht. Aber dafür vielleicht zu Spaziergängen, Buch-Clubs oder zum Brunch.
Nein sagen ohne Schuldgefühle
In ungesunden Beziehungen kann es noch schwieriger sein, nein zu sagen.
Eine Beziehung vielleicht sogar ganz zu beenden kann schmerzhaft sein und Schuldgefühle hervor rufen.
Dennoch kann es manchmal das gesündeste sein – für beide Personen.
Oft haben wir nicht gelernt, dass es in Ordnung ist, Nein zu sagen.
Oder wir befürchten, dass die andere Person ohne uns nicht klar kommt.
Doch wenn wir es nicht versuchen, verhindern wir, dass beide etwas neues Lernen – dass ich lerne, dass ich auch nein sagen kann, selbst wenn es schwer ist. Und dass die Welt sich danach weiter dreht.
Und wir nehmen der anderen Person die Würde, selbst gut für sich und ihre Bedürfnisse zu sorgen – indem wir sie in einer (scheinbaren) Abhängigkeit zu uns lassen. Das gilt für Erwachsene voll, aber in geringerem Maß auch für Kinder.
Wenn du diesen Aspekt vertiefen möchtest, empfehle ich dir diesen Liebesbrief von Elizabeth Gilbert, in dem sie reflektiert, was sie daraus gelernt hat, bestimmte Beziehungen zurück zu lassen.
Nein sagen als wohltuende Grenze
Ein gesundes Nein ist eine Wohltat für alle.
Lies den Satz gerne nochmal.
Ein gesundes Nein bedeutet, dass alle, die an der Situation beteiligt sind, neue Wege finden müssen – und dürfen.
Arten, mit einander umzugehen, die für alle in Ordnung sind – und nicht nur für manche.
So findest du dein persönliches, liebevolles Nein
Wenn du in dir spürst, dass die Punkte oben auch für deine Situation relevant sind, kannst du dich selbst dabei unterstützen, dein liebevolles Nein zu finden.
- Indem du dich selbst ermutigst und dir einen Brief der Erlaubnis schreibst, „Nein“ zu sagen
- Indem du sortierst, welche deiner inneren Anteile gerne nein sagen möchten – und welche Angst oder Widerstand dagegen haben.
- Indem du dir Zeit nimmst, Entscheidungen zu treffen, die sich für dich richtig gut anfühlen.
- Wenn du das Gefühl hast, alleine nicht weiter zu kommen, unterstütze ich dich gerne im Coaching.
- Regelmäßige Impulse, auf das zu hören, was dir wirklich wichtig ist, bekommst du im kostenlosen Care-Pakete Newsletter.
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